Das, was am Wochenende in der Gelsenkirchener Veltins-Arena stattfindet, soll einen Eintrag im „Guinness Buch der Rekorde“ finden. Es geht dabei aber nicht darum, wie schnell ein verlegtes Fußballspiel organisiert werden kann, sondern um das größte Bild der Welt, das der Künstler Christian Nienhaus auf über 12.500 Quadratmetern erschaffen will. Etwas herrlich Buntes – und gar nicht absurd, anders als die Geschichte rund um das Zweitligaspiel zwischen dem VfL Osnabrück und Schalke 04.
Am Mittwoch um 18.15 Uhr wurde die Partie von der Deutschen Fußball Liga (DFL) nach langer Wartezeit abgesetzt und auf Dienstag, 7. Mai, verschoben. Dann findet es aber nicht an der Bremer Brücke in Osnabrück statt, sondern am Millerntor in Hamburg – im Stadion des Tabellenführers FC St. Pauli.
Warum diese ungewöhnliche Lösung? Schon in der vergangenen Woche, so sagte es der Osnabrücker Geschäftsführer Michael Welling, habe ein Gutachten ergeben, dass der „Zustand der sogenannten Holzleimbinder der Ostkurve“ eine Nutzung des gesamten, rund 90 Jahre alten Stadions an der Bremer Brücke nicht zulasse. Was eigentlich so simpel klingt -- Stadion unbespielbar, also wird das Spiel verlegt oder ein anderer Ort gesucht – war aber nicht so leicht.
Denn die DFL musste erst warten, bis eine durch die Stadt Osnabrück ausgesprochene, sogenannte „Nutzungsunterlassung“ zugeschickt wurde – und das durfte nicht per E-Mail geschehen. Die Folge: eine für alle Seiten unbefriedigende Wartezeit. Aus Gelsenkirchen war den ganzen Donnerstag nur ein Donnergrollen zu vernehmen, wenn es um den VfL Osnabrück ging.
Die für 13.30 Uhr angesetzte Spieltags-Pressekonferenz mit Trainer Karel Geraerts war schon frühzeitig abgesagt worden – wozu konferieren, wenn unklar ist, ob gespielt wird. Offizielle Stellungnahmen des Klubs gab es vorerst nicht, schon am Mittwoch hatten die Schalker in einer Stellungnahme ihren Standpunkt klargemacht und eine Verlegung der Partie auf den offiziellen DFL-Nachholtermin zwischen dem 33. und 34. Spieltag am 14./15. Mai abgelehnt.
Das Spiel am Samstag in einem anderen Stadion auszutragen, kam so spontan nicht infrage. Ein Zweitligaspiel, selbst wenn es ohne Publikum ausgetragen wird, ist schwierig zu organisieren – vor allem, wenn es in einer fremden Stadt ist. Zudem müssen alle Profi-Stadien über die Torlinientechnologie und die Kameras für den Video-Assistenten verfügen. Drittligist Bielefeld hat die im Sommer beispielsweise aus Kostengründen abgebaut.
DFL im Mittelpunkt des Konflikts zwischen Schalke und Osnabrück
Eine Schnittmenge der Vorstellungen beider Klubs gab es nicht: Die Osnabrücker wollten am 14./15. Mai zu Hause spielen, auch wenn sie möglicherweise eine Tribüne hätten sperren müssen. Für die Schalker undenkbar, die dann im Abstiegskampf drei Spiele in der letzten Saisonwoche hätten bestreiten müssen. Der Klassenerhalt ist immer noch nicht sicher – ein Abstieg, bei drei Niederlagen durchaus möglich, hätte für den Verein und seine Mitarbeiter schwerwiegende Folgen. Deshalb lehnten die Schalker diese Variante von Beginn an als „Wettbewerbsverzerrung“ ab, boten ihrerseits an, das Heimrecht zu tauschen und Mitte kommender Woche in der Veltins-Arena zu spielen. Das wiederum kam für Osnabrück und die Konkurrenten im Abstiegskampf nicht infrage.
Im Mittelpunkt des Konflikts stand die DFL. Ein Präzedenzfall war nicht vorhanden, die „Spielordnung“ ließ verschiedene Interpretationen zu. Deshalb beschäftigten sich Juristen mit den Folgen. Wie die DFL nun mitteilte, habe sie „mit beiden Klubs sämtliche Optionen zur schnellstmöglichen Durchführung der Begegnung erörtert.“ Besonders wichtig sei im Saisonfinale die „Wettbewerbsintegrität“.
Schalke verpflichtet Osnabrück-Rechtsaußen
Für die nun gewählte Lösung bedankten sich die Schalker bei der Vereinsführung des FC St. Pauli und der DFL, die „im Sinne eines fairen und gleichen Wettbewerbs“ entschieden habe. Schalke spielt zum dritten Mal in dieser Saison am Millerntor – in der Liga (1:3) und im DFB-Pokal (1:2 nach Verlängerung) hatte es zwei Niederlagen für die Königsblauen gegeben.
Und wenn dann der Ball rollt, können die Schalker direkt einen beobachten, der in der kommenden Saison das königsblaue Trikot trägt. Christian Conteh, 24 Jahre alt, schneller Rechtsaußen, wechselt nach Informationen dieser Zeitung ins Ruhrgebiet. Aktuell spielt er in Osnabrück.